GBS war auch meine Diagnose, 2003 auf Langkawi, Malaysia. Mein Name ist Regina Brütsch, jetzt 50 Jahre jung, von Beruf Diplom Ingenieur Fachrichtung Ernährungs und Hygienetechnik, in Erwerbsminderungsrente. 2002 beschloss ich für einige Zeit in Malaysia zu leben. Und dort beginnt auch mein Erfahrungsbericht. Es begann eines Morgens. Nach dem Aufwachen stellte ich fest, dass ich taube Hände hatte, was mich zunächst nicht weiter beunruhigte. Doch im Laufe der nächsten zwei Tage breitete sich die Lähmung über den ganzen Körper aus. Das Atmen fiel mir zunehmend schwerer. Da ich mich im Ausland befand, war ich nicht besonders erpicht darauf, dass hiesige Krankenhaus aufzusuchen. Hinzu kam, dass ich wusste, dass meine Auslandskrankenversicherung drei Wochen zuvor ausgelaufen war. Es gab zu diesem Zeitpunkt bereits den Plan, zeitnah in Deutschland Urlaub zu machen, unter anderem auch, um die Auslandskrankenversicherung zu erneuern. Dazu kam es jedoch nicht mehr. Leider. Nach drei Tagen war meine Verfassung so schlecht, dass mich Freunde umgehend in das nächste Krankenhaus brachten. Ein junger Arzt überbrachte mir die Diagnose bereits 10 Minuten nach unserem Eintreffen. Welch großes Glück. Er erklärte und beschrieb mir kurz Krankheit und Verlauf, auch dass ich noch in der selben Nacht auf das Festland nach Alor Setar transportiert werden würde, wo seine Diagnose mittels der Lumbalpunktion bestätigt wurde. Ab diesem Zeitpunkt sind meine Erinnerungen sehr verschwommen. Ich hatte Angst und es gab Niemanden, der mir beistand. Ich war sehr krank und komplett auf mich selbst gestellt. Englisch auf dem Festland nicht gängig und meine sprachlichen Fähigkeiten diese Thematik betreffend, sehr begrenzt. Doch dann stand nach wenigen Tagen meine Mutter Roswitha und mein Bruder Volker an meinem Bett. Und ich wusste, Alles wird gut. Von da an gab es überall helfende Menschen, was ich selbst kaum mehr wahrnahm, denn zu diesem Zeitpunkt war ich bereits komplett gelähmt und musste beatmet werden, meine Augen, als letzte Kommunikationsmöglichkeit, wurden nachts mit Klebeband zugeklebt, da ich sie selbst nicht mehr schliessen konnte. Horrorvisionen begannen, so real, dass ich nicht mehr unterscheiden konnte, was Realität und was Fiktion war, begleitet von unglaublichen Schmerzen. Ein Horrortrip par exellence. Die helfenden Menschen haben zu meinem Glück zu keinem Zeitpunkt aufgegeben. Familie, Freunde, ehemalige Arbeitskollegen, Menschen, denen ich nie begegnet bin haben auf jede erdenkliche Art und Weise unermüdlich geholfen, meine Dankbarkeit dafür ist unbeschreibbar. Mit ziemlicher Sicherheit würde ich heute, hier und jetzt nicht sitzen und diesen Bericht verfassen, hätte es sie nicht gegeben. DANKE!
Wichtig war für mich, dass es keine Sekunde gab, in der mir nicht vermittelt wurde, dass es nur eine Frage der Zeit ist, dass ich wieder komplett gesund werde. Deswegen habe ich nie gezweifelt oder gehadert. Im Gegenteil. Auch nach einen Warum habe ich nie gefragt. Mein Ziel war wieder zu laufen, aktiv am Leben zu sein. Selbst heute habe ich trotz meiner Defizite nicht aufgegeben, meine Situation ständig zu verbessern. Und es gelingt mir immer noch. Die Schritte sind sehr sehr klein, manchmal gibt es auch Rückschritte, doch die Fortschritte sind größer und ich lebe. Der konsequente Gang zur Physiotherapie und Massageanwendungen, Sport und Ernährung helfen mir dabei. Es gilt die eigenen Grenzen immer wieder neu auszutesten, sich Frustrationen nicht hinzugeben, wenn das Resultat nicht befriedigend ist. Morgen könnte die heutige Frustration zum Erfolgserlebnis werden. Deswegen lohnt es sich, jeden Tag aufs Neue den Versuch zu wagen.
Insbesondere bedanke ich mich bei Albert Handelmann (Deutsche GBS CIDP Initiative e. V.), der von Anfang an mit Wissen, hilfreichen Worten und Beistand immer erreichbar war. Danke!
Es ist wunderbar am Leben zu sein. Danke dafür.